Streetfotografen haben eine lange Bindung zu Instagram. Aber ich muss gestehen, dass es heute bei vielen eine “Entweder-Oder”-Sache – oder fast schon eine Hassliebe – ist: Entweder die Leute lieben es und nutzen Instagram intensiv, oder sie hassen es und meiden Instagram.
Aber bevor wir weitermachen, schauen wir uns die Vergangenheit an: In den ersten Tagen war Instagram für Fotos gedacht, die mit dem Handy gemacht wurden. Eine recht simple Art, festzuhalten, was man aufgenommen hat. Instagram galt Anfangs als Alternative zu den Facebook-Timelines für “Schreibfaule”. Und es war, seien wir mal ehrlich, nicht sehr anspruchsvoll. Schnappschüsse und Memes waren quasi der Standard. Aber im Laufe der Jahre kamen immer ernsthaftere Fotografen hinzu und es wurde mehr zu einem Schaufenster für ihre Arbeit. Es gibt auch kommerzielle High-End-Fotografen, die ihre Portfolios dort vermarkten. Und es gibt viele gesponserte Beiträge und inzwischen auch viel Werbung (und seien es die omnipräsenten Influencer). Es hat sich also wirklich sehr verändert und das Qualitätsniveau dort ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Inmitten von all dem gibt es inzwischen wie zu Beginn viele Street-Fotografen und Dokumentar-Fotografen: also ist Streetfotografie auf Instagram heutzutage massiv vertreten.
Ich persönlich denke, dass es auch ein gutes Beispiel dafür ist, wie Hashtags missbraucht werden können. Schau Dir einfach mal die Suche nach dem Hashtag “streetphotography” an: Du wirst wahrscheinlich feststellen, dass vieles von dem dann Gezeigten definitiv keine Straßenfotografie ist – wie auch immer man den Begriff “Streetfotografie” definieren will.
Schuld an diesem “Missbrauch” ist Instagram’s Hashtag/Interessen-Algorithmus. Ein Rechenspiel hierzu: Angenommen, ich habe etwa 10.000 Follower und bin Berufsfotograf. Wenn ich also nur ein Bild pro Tag mit dem Hashtag “streetphotography” poste, erreicht das ein ziemlich großes Publikum – vorausgesetzt natürlich, dass es sich einige Leute auch tatsächlich ansehen. Aber selbst wenn es nur einige wenige tun und den Leuten meine Arbeit gefällt, könnten sie sich mein Profil ansehen, dem Link zu meiner Website folgen und dann einen Workshop oder ein Shooting buchen. In diesem Sinne funktioniert es also überaus kommerziell, reichweitenstarke Hashtags zu nutzen, um eine optimale Reichweite zu schaffen – nur sollte man aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Ich sehe sehr, sehr regelmäßig Postings von Farbfotos mit den Hashtags “blackandwhite” und “monochrome”.
On top ist der Hashtag ein hervorragendes Mittel um zu sehen, was andere Leute machen. Und damit meine ich Leute, deren Arbeit mich besonders interessiert. Es ist einfach eine großartige Möglichkeit, um zu verfolgen was sie machen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, ihre Arbeit zu betrachten und zu sehen, wie sich ihre Bilder über die Zeit entwickeln.
Drittens – und das ist ein guter Punkt – kann es sehr inspirierend sein. Und wenn man den richtigen Leuten folgt, hat man den ganzen Tag über einen konstanten Strom von guten Arbeiten auf dem Bildschirm. Ich fühle mich dadurch inspiriert: Es macht mich kreativer in meinem eigenen Denken und bringt mich auf Ideen mögliche Projekte. Und dann schließlich ist es das, wie es benannt wurde: Ein soziales Netzwerk. Ich nutze es, um mit Leuten zu kommunizieren, die ich kenne, um neue interessante Leute kennenzulernen, um an Projekten zusammenzuarbeiten und so weiter.
Für mich hat Instagram also definitv einen Wert. Aber ich denke auch, dass je vorsichtiger ich bin, wem ich folge, desto mehr Wert hat es. Wir können viel Zeit damit verschwenden, uns damit zu beschäftigen, wem wir folgen und wer uns folgt, und das kann sehr ablenkend sein.
Nicht umsonst gelten die sozialen Netzwerke – allen voran Instagram – zu den größten Timesinks der heutigen Zeit.
10 Tipps zu Instagram für Streetfotografen
Kommen wir zum eigentlichen Zweck dieses Textes: meinen 10 persönlichen Tipps für Straßenfotografen zur effektiven Nutzung von Instagram.
1. Follower
Wie oben erwähnt, sind Follower sehr wichtig. Ich würde aber dringend davon abraten zu versuchen, möglichst schnell viele Follower zu bekommen: Ob das nun bedeutet, bei ominösen Diensten “Pakete” zu kaufen oder sich bei einem dieser beliebten Follow- und Unfollow-Dienste anzumelden. Geh diesen Weg einfach nicht! Wirklich: Nein! Das ist zwar auf den ersten Blick “nett”, da man ja anscheinend eine sofortige Steigerung seiner Reichweite hat, aber… ein solcher “Follower” interessiert sich nicht wirklich für deine Arbeit und interagiert auch nicht mit dir.
Wenn du die richtigen (wirklich interessanten) Dinge tust, werden die Follower und Likes eventuell schon kommen. Hierzu musst du jedoch wirklich auf lange Sicht spielen und auf Qualität statt auf Quantität setzen.
2. Poste nur deine besten Arbeiten
Im Profil werden sich die Leute einen Eindruck von dir und deiner Arbeit machen. Und dieser erste Eindruck ist wirklich wichtig: wenn den Leuten gefällt, was sie sehen, könnte das zu einigen positiven Interaktionen führen. Vielleicht sogar zu mehr – wer aber weiß, was passiert, wenn sie dort nicht deine besten Sachen sehen.
Denke immer daran, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen im Internet minimal ist. Und wenn du sie nicht sofort mit etwas Interessantem ansprichst, wird weiter gescrollt.
Auch mit zusätzlichen Inhalten sollte vorsichtig und ggf. sparsam umgegangen werden: Deine Behind-the-Scenes-Posts oder verrückten und lustigen Sachen sind unterhaltsam und erhaschen die Aufmerksamkeit. Solche Inhalte sind interessant für die Stories. Aber überlade deinen Haupt-Feed nicht damit, sondern hebe diesen nur für deine besten Arbeiten auf.